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24. Juli 2014
// Reportagen & Berichte

Mobilitätsförderung im Pflegealltag

Simone Weinfurtner, Stationsleiterin, spricht über die Mobilisierung im Pflegealltag

Frau Weinfurtner, Sie waren 22 Jahre im Bereich Rehabilitation tätig – Was hat Sie dazu motiviert, sich in diesem Bereich über die Jahre hinweg immer weiterzuentwickeln?

Das Interessante an meiner Arbeit ist, dass jeder Patient sein ganz individuelles Behandlungskonzept benötigt. Ich habe es gelernt, ein Fingerspitzengefühl für jeden einzelnen Patienten zu entwickeln. Die Fortschritte, die ich dann sehe, sind einfach sehr bereichernd und motivierend.

Neben Ihrer hauptberuflichen Tätigkeit geben Sie auch Kurse für die professionelle Patientenmobilisierung. Wie ist die Resonanz dazu?

Viele Arbeitgeber haben erkannt, wie wichtig das Thema „Mobilisierung von Patienten“ ist. Sie investieren zunehmend in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter. Die Entwicklung meiner Kursteilnehmer und das Ergebnis nach einem Kurs erfüllt mich jedes Mal mit Stolz.

Im Jahr 2012 sind Sie als Stationsleiterin in eine psychiatrische Klinik gewechselt. Was hat diesen Schritt von der Pflegedienstleitung zur Stationsleitung herbeigeführt?

Es war zunächst nicht einfach, meine hauptberuflichen Tätigkeiten von mehr als 40 Stunden die Woche mit dem Studium zu verbinden. Die Stelle als Stationsleitung in Regensburg gibt mir nun die Möglichkeit, mich sowohl meinem gelernten Beruf, meiner Tätigkeit als Dozentin und auch meiner Weiterbildung in Form des Studiums zu widmen.

Neben Ihren zahlreichen Tätigkeiten präsentieren Sie zudem für Stiegelmeyer das Vertica-Bett auf Messen. Wie ist der Kontakt zur Firma Stiegelmeyer entstanden?

Auf einer Messe im Jahr 2010 habe ich mir das neue Aufstehbett Vertica auf dem Stiegelmeyer-Stand angeschaut. Da mich das Thema Mobilisierung von Berufswegen besonders interessiert, bin ich mit Stiegelmeyer ins Gespräch gekommen. Aufgrund meiner langjährigen Berufserfahrung im Bereich Rehabilitation, hat man mir angeboten, das Bett auf Messen zu präsentieren.

Sie sind Praxisbegleiterin für therapeutisch-aktivierende Pflege von Patienten mit Schädigungen des zentralen Nervensystems (BOBATH BIKA®). Ein Aspekt hierbei ist die Mobilisierung von Patienten. Warum ist diese so wichtig?

Gerade nach langer Liegezeit auf Intensivstationen, nach Operationen oder schweren Erkrankungen ist die Wahrnehmung des Patienten von Lage und Haltung seines Körpers beeinträchtigt. Es ist daher wichtig, durch gezielte Bewegung die Eigenwahrnehmung zu fördern. Durch Mobilisierung, sprich Bewegung, werden die dafür zuständigen Sinneszellen in Muskeln, Sehnen und Gelenken angeregt. Eine Verbesserung und Kräftigung erfolgt bereits durch den ersten Bodenkontakt, den der Patient erlangt.

Zu welchen körperlichen Beschwerden kommt es, wenn eine Mobilisierung von Patienten nicht stattfindet?

Wird der Patient längere Zeit nicht mobilisiert, kommt es häufig zu Störungen des Gleichgewichts und des Kreislaufes. Muskelmasse geht zurück, wie z. B. bei einem Gipsbein. Darüber hinaus wird auch der Schlaf-Wach-Rhythmus negativ beeinflusst. Je länger mit der Mobilisierung gewartet wird, desto stärker ist der körperliche Abbauprozess.

Welche Herausforderungen müssen Pflegepersonal und Patienten bei der Mobilisierung überwinden?

Für das Pflegepersonal bedeutet die Mobilisierung im Anfangsstadium oftmals maximale Hilfestellung und somit ein hoher Kraftaufwand. Während zunächst das Aufsetzen an der Bettkante erfolgt, kommt es hierbei aufgrund der Schnelligkeit häufig zu Schwindel. Mobilisierungshilfen, wie das Aufstehbett, können sowohl Personal als auch Patienten beim Aufsetzen sowie Aufstehen in einem angemessenen Tempo unterstützen. Dadurch werden Kraftaufwand des Pflegepersonals und die körperliche Anstrengung des Patienten gemindert.

Welche Maßnahmen zur Mobilisierung werden in der Praxis angewendet?

Es gibt verschiedene Transfertechniken, die sich an der normalen Bewegung orientieren. Wir arbeiten mit viel Körpereinsatz, aber ohne Heben und Tragen. Der Patient lernt dabei wieder den normalen Bewegungsablauf. Die Pflegekraft arbeitet mit Gewichtsverlagerung und ist sehr nah am Patienten – alles aber in kleinen Schritten. So wird das Gelernte im Gehirn wieder gefestigt und kann beim nächsten Mal leichter abgerufen werden, da es sich um keine neuen Bewegungsabläufe handelt. Das Ziel ist, dass sich der Patient am Ende der Therapie wieder selbständig bzw. mit minimaler Hilfestellung mobilisieren kann.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute auf Ihrem beruflichen und privaten Weg.

Durch das Interview führten Kirsten Kaawar und Sonja Tödtmann

 

Simone Weinfurtner ist Stationsleitung im Zentrum für Altersmedizin inden „Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz“. Parallel unterrichtet sie als Bobath-Praxisbegleiterin Pflegekräfte von Patienten mit Schädigungen des zentralen Nervensystems. Sie arbeitet zudem als Trainerin für Lagerung in Neutralstellung (LiN-Konzept) in verschiedenen Kliniken. Neben diesen Tätigkeiten befindet sie sich im Studium Bachelor für Gesundheits- und Sozialmanagement. Nach ihrer Ausbildung an der Krankenpflegeschule in der medbo Regensburg arbeitete Frau Weinfurtner im Bereich der Rehabilitation als Krankenschwester, Stations- und letztendlich Bereichsleitung.

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