Hoher Qualitätsanspruch und große Herausforderungen
Export-Leiter Dorian Klusmann über die Situation der Pflege in Frankreich
In einem besonders schönen und zentral gelegenen Landstrich arbeitet die französische Tochtergesellschaft von Stiegelmeyer. Die Gemeinde Lissieu nördlich von Lyon gehört zum Weinbaugebiet Beaujolais und bietet Besuchern zwei Schlösser und eine historische Kirche. Zwei Mitarbeiterinnen betreuen hier das Stiegelmeyer-Büro, vier Vertriebsmitarbeiter sind über ganz Frankreich verteilt. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Ausstattung von Pflegeheimen. Wie ist die Pflege in Frankreich organisiert? Darüber sprachen wir mit Dorian Klusmann, dem Leiter des Exports bei Stiegelmeyer.
„Die Pflegeheime in Frankreich werden zur Hälfte staatlich über die Kreise (Departements) und zur anderen Hälfte privat betrieben“, erklärt Herr Klusmann. Die meisten privaten Heime gehören Gruppen, die auch international tätig sind und zu den größten in Europa gehören, z. B. Korian, Orpéa und DomusVi. Stiegelmeyer arbeitet mit dem Betreiber LNA Santé (Noble Age) zusammen, der in Frankreich rund 4.400 Betten anbietet und für eine besonders hohe Qualität und wohnlich eingerichtete Zimmer steht.
Staatliches Pflegestufen-System
Es gibt in Frankreich zwar keine verpflichtende Pflegeversicherung wie in Deutschland, pflegebedürftige Menschen erhalten vom Staat jedoch die so genannte „Allocation personnalisée d'autonomie“ (APA, personenbezogene Pflegeleistung). Die Höhe dieser Unterstützung hängt wie in Deutschland von einem Pflegestufensystem ab.
Viele Daten dazu hat das Trinationale Kompetenzzentrum (TRISAN) zusammengestellt. So bezogen im Jahr 2015 bei einer Einwohnerzahl von gut 66 Millionen Menschen insgesamt knapp 1,3 Millionen Franzosen Pflegeleistungen. Das ist ein wesentlich geringerer Anteil als in Deutschland, wo im selben Jahr bei 82 Millionen Einwohnern 2,9 Millionen Pflegebedürftige registriert waren. Die TRISAN-Studie vermutet, dass die eigentliche Zahl der Pflegebedürftigen auch in Frankreich höher liegt.
Ähnlich wie in Deutschland wird die Mehrheit der pflegebedürftigen Franzosen zuhause von Angehörigen und mobilen Diensten betreut. Erst in der Altersgruppe der über 85-Jährigen liegen die Heimbewohner leicht vorn.
Günstigere Demografie
Frankreich steht nicht vor so großen demografischen Problemen wie Deutschland, da die Geburtenrate bei unseren westlichen Nachbarn immer wesentlich höher lag. Zuletzt ist sie zwar in Frankreich gesunken und in Deutschland wieder gestiegen, dennoch bringen Frauen in Frankreich noch immer im Durchschnitt 1,9 Kinder zur Welt, in Deutschland nur 1,5. Doch auch in Frankreich rechnen die Statistiker mit einem Anwachsen der Altersgruppe über 65 – von 18 % im Jahr 2013 auf 26 % im Jahr 2040.
Diese Zahlen bedeuten eine Herausforderung, denn auch in Frankreich herrscht Pflegekräftemangel, wie Dorian Klusmann berichtet. Zu den Aufgaben des Pflegepersonals in den Heimen gehöre oft auch die Raumpflege. Das erkläre, warum Anbieter von Pflegemöbeln auf eine besonders leichte Reinigung achten müssten. Ein Beispiel sind „Bodenfrei“-Pflegebetten, die auf Metallverstrebungen am Untergestell verzichten, damit die Pflegekraft schnell unter dem Bett wischen oder fegen kann.
Staatliche Einkaufszentralen
Frankreich ist ein vielversprechender, aber auch herausfordernder Pflegemarkt. Die staatlichen Pflegeheime wählen ihre Produkte aus den Katalogen öffentlicher Einkaufszentralen aus. Zurzeit findet wieder eine große Ausschreibung der „Union des groupements d'achats publics“ (UGAP, Union der öffentlichen Beschaffungsgruppen) statt. Dieser Verband unter Leitung der Ministerien für Finanzen und Erziehung betreut die Ausstattung öffentlicher Einrichtungen von Schulen bis zu Feuerwehrstationen. Ein weiterer Verband, der auf Krankenhäuser und Pflegeheime spezialisiert ist, heißt „Réseau des acheteurs hospitaliers“ (Resah, Netzwerk der Krankenhaus-Einkäufer). Die Einkaufszentralen schreiben Lose von universellen Sitzmöbeln bis zu speziellen Psychiatrie-Einrichtungen aus. Sie haben sehr genaue Vorstellungen und legen hohe Maßstäbe an Qualität und Preise an.
Hohe Qualität herrscht auch in vielen privaten und kirchlichen Pflegeheimen. So konnte Stiegelmeyer gerade sieben Häuser der „Petites sœurs des pauvres“ (Kleine Schwestern der Armen) mit insgesamt 360 Libra-Pflegebetten ausstatten. Die Bewohner profitieren von geteilten Seitensicherungen, leichter Bedienbarkeit und wohnlicher Optik der Betten. Natürlich gilt auch in Frankreich die Zusage der 15-jährigen Lieferbarkeit von Ersatzteilen für unsere Produkte. Frankreich und Stiegelmeyer – Dorian Klusmann und sein Team setzen alles daran, damit aus dieser Beziehung eine lang anhaltende histoire d’amour wird.