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05. Februar 2021
// Reportagen & Berichte

Schöner als ein Hotel

Die Fachklinik für Geriatrie in Enger eröffnet einen eindrucksvollen Neubau

Dem Evangelischen Krankenhaus in Enger ist ein dritter Flügel gewachsen. Ein Anbau an der linken Seite vervollständigt das Gebäude, das nun stattlich und einladend den Hof zur Straßenseite umschließt. Der Neubau für knapp 3,5 Millionen Euro sieht mit seinem reizvollen Kontrast aus heller Fassade und großen dunklen Fensterbändern modern und elegant aus und fügt sich zugleich harmonisch in das gesamte Ensemble ein. Doch der positive äußere Eindruck ist nichts im Vergleich zu den Überraschungen, die im Inneren warten.

Das Evangelische Krankenhaus ist eine Fachklinik für Geriatrie. Hier werden über 70-jährige Patientinnen und Patienten behandelt, die sich zum Beispiel von den Folgen eines Sturzes oder Schlaganfalls erholen oder unter alterstypischen Mehrfacherkrankungen leiden. Der Neubau umfasst zwei Etagen mit je vier Einzel- und vier Doppelzimmern. Insgesamt verfügt das Haus nun über 73 Planbetten.

Am Haupteingang werden wir freundlich von Pflegedirektor Matthias Hill und Mario Ohl, einem der beiden Stationsleiter, begrüßt. Eigentlich sind wir hier noch im Altbau, aber der Empfang und der Korridor sehen ebenfalls hell und neu aus. Wände und Boden wurden bereits saniert – das alte Farbkonzept in gelblichen Tönen wich dabei frischem Weiß und Grau.

Zimmer zum Wohlfühlen

Im Neubau angekommen, macht schon der erste Blick in die Zimmer sprachlos. Wenn Marketing-Leute über die Inneneinrichtung von Krankenhäusern schreiben, benutzen sie gern schöne Worte wie „Hotel-Charakter“ oder „Bistro-Flair“. In Enger übertrifft die Realität die Werbesprache. Große Räume mit Vinyl-Fußböden in warmer Holzoptik sehen tatsächlich aus wie Hotelzimmer im gehobenen Bereich. Bodentiefe Fenster lassen das Tageslicht hereinfluten, im Erdgeschoss können sie auf Wunsch zu einer umlaufenden Terrasse geöffnet werden.

Jedes Stiegelmeyer-Krankenhausbett vom Typ Puro steht hier vor einem wandhohen Holzpaneel, das sich wie der Baldachin eines Himmelbettes an der Decke fortsetzt. Neben seiner modernen Funktionalität wurde das Puro auch deshalb ausgewählt, weil sein Farben-Mix aus Holzdekor-Kopf- und Fußteilen und grauer durchgehender Seitensicherung perfekt ins Einrichtungskonzept der Fachklinik passte. Lichtbänder am Deckenpaneel folgen sensorgesteuert dem Tageslicht. Farbige Polsterelemente über den Betten in Blau, Grün oder Türkis sorgen für eine angenehme Atmosphäre und lassen auch Patienten mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten ihren Schlafplatz leicht wiedererkennen.

Praktischer Nachttisch Quado

An der Wand gegenüber dem Fußende verfügt jeder Patient über einen eigenen Flachbildfernseher, der für Krankenhausverhältnisse schlichtweg riesig ist. Groß ist auch das barrierefreie Badezimmer auf jedem Zimmer. Die Ausstattung mit modernen Nasszellen sei ein wichtiger Grund für den Neubau gewesen, erklärt Mario Ohl. Persönliche Dinge können die Patienten in ihrem Quado-Nachttisch von Stiegelmeyer unterbringen. Die Wahl fiel auf den praktischen, schlanken Quado, weil er im Zimmer wenig Platz einnimmt. „Außerdem schätzen es auch die Patienten, dass sie diesen leichten Nachttisch selbst dorthin schieben können, wo sie ihn benötigen“, erklärt Pflegedirektor Matthias Hill.

Zum Gespräch setzen wir uns in den neuen Aufenthaltsraum im ersten Stock, für den das Wort „Bistro-Flair“ erfunden wurde. Eigentlich sollten hier Patienten frühstücken oder Kaffee trinken, aber Corona macht ein Gemeinschaftsleben im Krankenhaus zurzeit schwer – das Leben spielt sich größtenteils auf den Zimmern ab. Das Haus in Enger ist bisher sehr gut durch die Pandemie gekommen und so soll es bleiben. Matthias Hill beschreibt die Herausforderungen durch die Krise – gerade für demenzielle Patienten sei es schwer, wenn sich alle Gesichter hinter Masken verbergen. Insgesamt hätten sich die Menschen aber an die Situation gewöhnt.

 

Patienten als Menschen wahrnehmen

Durchschnittlich bleiben die Patienten drei Wochen in der Fachklinik für Geriatrie. Mehr als 90 Prozent kehren danach nach Hause zurück, in ein selbstständiges Leben oder in die häusliche Pflege. Während des Aufenthaltes hätten die Pflegekräfte und Therapeuten viel zu tun, erklärt Matthias Hill. Wenn die Patienten zur Nachbehandlung in Enger einträfen, hätten sie während der Akutbehandlung in einem anderen Krankenhaus oft schon einige Zeit im Bett gelegen und dabei viel Körperkraft verloren. Manchmal komme hinzu, dass die alten Menschen schon jahrelang auf Gespräche und Berührungen verzichten mussten: „Diese Patienten sagen dann oft: Ich bin alt, ich bin nichts mehr wert. Bei uns werden sie wieder als Menschen wahrgenommen“, sagt Herr Hill.

Mit der aktivierenden therapeutischen Pflege in Enger verbessere sich die Situation Schritt für Schritt und die Patienten fassten wieder neuen Lebensmut. 14 bis 16 einzeltherapeutische Einheiten erhielten die Patienten während ihrer Behandlung. An jüngere Menschen appelliert Matthias Hill, sich schon jetzt mehr zu bewegen, denn die generelle Immobilität unserer Gesellschaft werde sonst im Alter zu großen Problemen führen.

Doch Probleme, die Pandemie, die Krise, all das scheint in der wohltuenden, freundlichen Atmosphäre in Enger für einen Moment vergessen. Nicht nur für die Patienten, auch als Arbeitsplatz ist das Evangelische Krankenhaus attraktiv. Bei unserem Gespräch Mitte Januar waren die Einstellungen noch nicht abgeschlossen und noch mehrere Stellen in Voll- und Teilzeit zu besetzen.

 

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