Krankenhauszimmer von gestern, heute und
morgen
Interessantes Video-Projekt an der Fachhochschule Münster
Der Blick auf Pflege und Krankenversorgung in Deutschland ist hell und dunkel zugleich: Hoffnung auf technischen und medizinischen Fortschritt verbindet sich mit der Sorge vor dem Pflegekräftemangel. Studierende des Fachbereichs Gesundheit der Fachhochschule Münster haben sich jetzt mit dem Thema „Technik in der Gesundheitsversorgung – gestern, heute, morgen“ beschäftigt und eine sehenswerte Video-Ausstellung im Internet geschaffen. Darin gehen sie nicht nur der Frage nach, welche Chancen und Risiken der Fortschritt birgt, sondern werfen auch einen Blick zurück. War früher womöglich vieles besser? Oder schlechter?
Einige Teilnehmer haben zuvor die Stiegelmeyer-Ausstellung in Herford besucht und recherchiert. Die Präsentation unserer historischen Betten bietet einen guten Überblick über das 20. Jahrhundert. Student Tobias Becker hat für sein Video das „Kaiserbett“ von 1910 herausgegriffen, das bereits viele Merkmale späterer moderner Klinikbetten vereint: Fertigung aus hygienischem Metall, Rollen am Gestell, elastische Liegefläche. Die verschnörkelten Häupter und Lehnen im Stil der Jahrhundertwende konnten zugleich ganz praktisch als Kleiderhaken dienen, wie Herr Becker erklärt.
Dieser bescheidene Komfort spiegelte sich allerdings noch lange nicht in der Unterbringung der Patienten wider. Wie der Film am Beispiel des Schweinfurter Krankenhauses von 1898 zeigt, standen mehr als 20 Betten in großen Krankensälen. In ihren dicht gedrängten Reihen gab es keine Privatsphäre. Auch die Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals waren schwierig. Der Blick zurück bietet also keinen Anlass zu nostalgischer Verklärung.
In den Videos über Gegenwart und Zukunft kommt mehrfach das Mobilisierungsbett Vertica clinic von Stiegelmeyer vor, das Patienten per Knopfdruck eine vorteilhafte Sitz- und Aufstehposition bringt. Unterstützung der Patienten, individuelle Wohnlichkeit – aus der materiellen Perspektive sehen die Studierenden die Zukunft positiv. Aber sie schlagen zugleich skeptische Töne an, wenn es um das Menschliche geht. „Persönlicher Komfort statt persönlicher Kommunikation?“, fragen Lisa Döhn und Daniel Weskamp in ihrem Video „Patientenzimmer morgen“ und fahren fort: „Können Sie sich vorstellen, von einem Roboter gepflegt zu werden?“ Ohne Menschen, Zuwendung und Empathie kann es keine gute Gesundheitsversorgung geben, so der Tenor der Videos.
Das spannende Projekt ist ein Beitrag zur Feier des 25-Jahr-Jubiläums des Fachbereichs Gesundheit. Betreut wurde es von Prof. Dr. Rüdiger Ostermann, Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann und Prof. Dr. Björn Sellemann.
Link: www.fh-muenster.de/gesundheit/wir/jubilaeum/ausstellung.php