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16. Juli 2018
// Reportagen & Berichte

Sturzprophylaxe und Bewegung im Alter

Das Geriatrie-Zentrum Haus Berge in Essen arbeitet mit Herz und modernen Konzepten

Vom ersten Augenblick an einladend wirkt das Geriatrie-Zentrum Haus Berge in Essen-Borbeck. Im Schatten der beiden imposanten Kirchtürme von St. Maria Rosenkranz liegt es fast wie ein kleines Stadtviertel aus gepflegten Gebäuden verschiedener Epochen. Haus Berge gehört zum nahe gelegenen Elisabeth-Krankenhaus der Contilia Gruppe und blickt auf eine stolze Tradition – und auf eine vielversprechende Zukunft.

Das Foyer ist eine helle moderne Halle. Meterhohe Glas­bilder der Heiligen Elisabeth und Teresia begrüßen die ­Besucher. Doch tritt man links in einen kleinen Gang, ist man architektonisch in einer anderen Welt: Hier befindet sich das Büro der Pflegedienstleiterin Maren Hermsen in einem angenehm kühlen historischen Gewölbe. Haus Berge, so erklärt Frau Hermsen, war ursprünglich eine mittel­alterliche Wasserburg. 1867 gründeten die Barmherzigen Schwestern der Heiligen Elisabeth hier ein Hospital. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg begann auf den Fundamenten der Wiederaufbau als Krankenhaus, das heute als Fachabteilung zum Elisabeth-Krankenhaus gehört.

Schwerpunktstation Demenz

Das Geriatrie-Zentrum für Patienten ab 70 Jahren umfasst 94 vollstationäre Betten mit 3 Intensiv-Plätzen, eine Tagesklinik mit 15 Plätzen und die „Memory Clinic“– eine Gedächtnisambulanz, in der die kognitiven Fähigkeiten getestet werden. Behandelt werden in Haus Berge alle typischen Alterserkrankungen, zum Beispiel Sturzfolgen, Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, Infektionen und die Folgen von Diabetes. Umfassende Angebote gibt es für Menschen mit Demenz. Unser besonderes Interesse gilt an diesem Tag der Schwerpunktstation Demenz. Hier werden die Patienten stationär milieutherapeutisch behandelt. Pflegekräfte, Ärzte, Ergo- und Physiotherapeuten sowie Logopäden ­kümmern sich um Sturzverletzungen, optimieren Medikation und Ernährung und helfen den Patienten, wieder in einen gesunden Tag-Nacht-Rhythmus zu finden.

Pflegedienstleiterin Maren Hermsen hat diese Station mit dem Klinikbett Seta brevo von Stiegelmeyer ausstatten lassen. Das für Haus Berge konfigurierte Modell zeichnet sich durch einen großen Verstellbereich von niedrigen 29 cm bis zu 71 cm, geteilte Seitensicherungen und ein Out-of-Bed-System mit Unterbettlicht aus.

Bewegungsdrang ausleben

Die Niedrigbetten unterstützen die Pflegekräfte bei einem wichtigen Ziel: einer Therapie ohne freiheitsentziehende Maßnahmen. „Fixierungen gibt es bei uns nicht“, sagt Frau Hermsen. „Meine Mitarbeiter und ich haben uns in den Konzepten des Werdenfelser Weges fortbilden lassen, um die Freiheit und Mobilität der Patienten zu bewahren.“ Der Bewegungsdrang demenzkranker Menschen sei ungebrochen, und es sei wichtig, dass sie ihn ausleben könnten. Jeder reglos im Bett oder Sessel verbrachte Tag koste rund ein Prozent Muskelmasse.

Bei diesem freiheitlichen Konzept ist eine gute Sturzvorbeugung besonders wichtig, denn die Risiken sind für demenzkranke Menschen beträchtlich. Frau Hermsen listet sie auf: Störungen des Gleichgewichtssinnes und der Sensorik, muskuläre Schwäche, Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine langsamere Blutdruckregulation, die zum Beispiel bei schnellem Aufstehen zu Schwäche führt. „Stürze können nicht grundsätzlich vermieden werden“, sagt die Pflegedienstleiterin. Aber die Risiken könnten gesenkt und die Folgen gemildert werden.

Wir besuchen die Demenzstation mit ihren hellen, weit­läufigen Räumen. Es riecht angenehm nach Mittagessen. Die Patientinnen und Patienten haben sich bereits um einen großen Tisch im Gemeinschaftsraum versammelt. „Sie essen zusammen zu festgelegten Uhrzeiten, damit sie sich wieder an eine Tagesstruktur gewöhnen“, erklärt
Frau Hermsen.

Boden und Wände der Station sind in freundlichen gelb­lichen Tönen gehalten – ohne dunkle Flächen, die von den Patienten als Hindernisse gedeutet werden könnten. An den Türen und über den Betten hängen Schiefertafeln mit den Namen der Patienten. Das kommt in der früheren Bergbau­stadt Essen gut an. Mit Stolz zeigt uns ein älterer Herr seine Tafel, bevor er sich behaglich auf sein Bett setzt.

Vorteil Niedrigbett

Maren Hermsen erläutert die Vorteile der Seta-Betten. „Wenn die Patienten aus diesen Niedrigbetten aufstehen, haben sie mit den Füßen direkten Bodenkontakt. Diese taktile Wahrnehmung mit den vielen Nervenenden und Rezeptoren der Fußsohlen hilft ihnen bei der Orientierung.“

Die geteilten Seitensicherungen des Seta sind nachts oft nur kopfseitig angestellt. So genießen die Patienten Schutz und können das Bett dennoch ungehindert verlassen.
„Die Seitensicherung hilft ihnen dabei, man kann sich gut an ihr festhalten und hochziehen“, sagt Frau Hermsen.

Eine weitere große Unterstützung der Sturzprophylaxe bei Nacht ist das Out-of-Bed-System. Ein Lastensensor in der Rückenlehne registriert, wenn der Patient aufsteht. Sofort schaltet sich das Unterbettlicht ein und verbreitet ein angenehmes blendfreies Licht auf dem Zimmerboden. „Gerade auf dem Rückweg von der Toilette ins Bett ist das Sturzrisiko kognitiv eingeschränkter Patienten deutlich erhöht“, erklärt Frau Hermsen. Das Licht helfe entscheidend bei der Orientierung. Doch vor allem informiert das Out-of-Bed-System das Personal. Schon wenige Sekunden nach der Meldung des Rückenlehnensensors aktiviert das System ein Lichtsignal im Korridor und sendet eine akustische Benachrichtigung ins Dienstzimmer. Die Pflegekraft kann sofort nach dem Rechten schauen und den Patienten wenn nötig beim Gang ins Bad unterstützen.

Beste Arbeitsbedingungen

In den freundlichen hellen Zimmern sehen die Betten mit ihren wohnlichen Holzdekor-Häuptern besonders elegant und einladend aus. Maren Hermsen testet zurzeit noch ein weiteres Modell von Stiegelmeyer: das Mobilisierungsbett Vertica clinic, das die Patienten schonend in eine echte Sitzposition bringen kann. Frau Hermsen erhofft sich von diesem Bett auch eine weitere Entlastung ihrer Pflege­kräfte. Sie legt großen Wert darauf, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu bieten. Ein dynamisches Präsentationsvideo des Hauses weckt sofort Interesse, dieses engagierte Team kennenzulernen. „Derzeit habe ich alle Pflegestellen besetzt, aber ich denke bereits an die Zukunft“, sagt Frau Hermsen. Daher stehe sie auch in engem Kontakt mit den Pflegeschulen vor Ort.

Wir beschließen unseren Rundgang durch die Demenz­station in der Kapelle, die nur wenige Schritte vom Eingang entfernt liegt. Es ist ein Raum, dessen beruhigende Wirkung den Besucher umfängt wie ein sonniger Frühlingsmorgen. Ein Kreuz aus Licht strahlt aus einer grünen Wand, und raumhohe Äste mit vergoldeten Astlöchern stützen die ­Decke. „Anfangs habe ich gedacht, unsere Patienten würden diesen modernen Raum gar nicht als Kapelle erkennen“, sagt Frau Hermsen. „Aber sie haben sofort gespürt, worum es hier geht, und kommen sehr gern.“ Psychosoziales Wohlbefinden im Rahmen der Erkrankung – in Haus Berge wird alles dafür getan. „Um dieses Ziel zu erreichen und die Patienten möglichst selbstständig in ihrem Alltag zu halten, gehören ausreichende körperliche Aktivität und stabile Mobilität dazu“, sagt Frau Hermsen.

 

Das Geriatrie-Zentrum Haus Berge gehört zum Essener
Elisabeth-Krankenhaus der Contilia Gruppe:

  • eröffnet 1983
  • umfasst Akutklinik, Tagesklinik und Memory Clinic (Gedächtnisambulanz)
  • Ärzte, Pflegepersonal und Therapeuten sind besonders geschult im Umgang mit geriatrischen Erkrankungen
  • umfassende Beratung für Angehörige

www.contilia.de

 

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