Wo die echte Weihnachtsfreude wohnt
Festliche Tage im Stammhaus Kaiserswerth der Diakonie Düsseldorf
Ein Knopfdruck, und 3.000 Lichter tauchen die Kirche in goldenes Licht. Der meterhohe Christbaum leuchtet taghell über einer liebevoll gestalteten Krippe, in der nur noch das Jesuskind fehlt. Eine Woche vor Heiligabend nähert sich die Weihnachtsfreude im Pflegeheim der Diakonie in Düsseldorf-Kaiserswerth ihrem Höhepunkt.
Die Geschichte des Hauses mit heute 148 Plätzen reicht bis 1836 zurück. Kurz nach dem Start der damaligen Diakonissenanstalt Kaiserswerth ließ ihr Gründer Theodor Fliedner auf dem Gelände eine imposante freistehende Kirche bauen. Als „Kulturkirche“ ist sie heute ein wichtiges Stadtteilzentrum, in dem sowohl die Bewohner als auch Bürger von außerhalb Konzerte und Schauspiel genießen und miteinander ins Gespräch kommen. Zum Schutz vor dem Rhein-Hochwasser wurde der Kirchenraum im ersten Stock errichtet. Das Erdgeschoss darunter bietet heute Platz für behagliche Gemeinschafts- und Clubräume.
Weihnachtsbaum zum Vernaschen
Für festliche Weihnachtsstimmung könnte man sich keinen schöneren Rahmen wünschen. Auch in alle anderen Räume der Diakonie ist der Advent eingezogen – vom Süßigkeiten-Christbaum mit der Aufschrift „Vernasch mich“ am Eingang bis zur regenfesten Krippe im Innenhof. Doch wie feiern Bewohner und Mitarbeiter Weihnachten im Pflegeheim? Ist es eine Zeit besonderer Freude? Oder werden melancholische Erinnerungen wach, weil die schönen Zeiten mit der eigenen Familie schon lange zurückliegen?
Im Gespräch mit dem Einrichtungsleiter Klaus Patzelt, der Leiterin der Sozialen Dienste Nina Hundert und ihrer Mitarbeiterin Veronika Großmann wird klar: Für Melancholie gibt es weder Zeit noch Anlass. Weihnachten im Stammhaus Kaiserswerth bedeutet viel Spaß und Gemeinschaft.
In der „Männerwerkstatt“
Die ersten Vorbereitungen beginnen schon früh, denn für den Adventsbasar des Stammhauses Kaiserswerth stellen die Bewohner attraktive Waren her – Plätzchen, eingekochte Marmelade, selbstgegossene Seife oder Holzfiguren. Letztere entstehen in der „Männerwerkstatt“. „Frauen sind in unserem Haus in der Mehrheit, daher achten wir darauf, dass die Männer nicht vergessen werden“, erklärt Nina Hundert. Gemeinsam mit den Herren plant, sägt, schleift und bemalt sie die Holzkunstwerke. Der Basar fand am 12. Dezember statt und war ein voller Erfolg.
Unterdessen sind bereits die Geschenke aus dem Stadtteil eingetroffen. Schulen und Vereine aus Kaiserswerth stiften dem Stammhaus schöne Dinge und überreichen sie am Nikolaustag. Das zeigt, wie wichtig der Blick auch auf die Älteren und Schwächeren in unserer Gesellschaft ist. Ein großer Kontrast zu den Anfängen im 19. Jahrhundert: Damals stieß das evangelische Krankenhaus im katholischen Stadtteil auf erhebliches Misstrauen. Heute ist das mitten im Zentrum gelegene Stammhaus Kaiserswerth ein nicht wegzudenkender Teil des öffentlichen Lebens.
Köstlichkeiten am Heiligen Abend
Die Geschenke aus der Nachbarschaft erhalten die Bewohner bei einer festlichen Weihnachtsfeier am 20. Dezember. Kurz darauf geht es am Heiligen Abend weiter: Nach einem gemeinsamen Gottesdienst kommen die Mitarbeiter der Sozialen Betreuung mit in die Wohnbereiche und betreuen ein gemütliches Kaffeetrinken mit Gedichten und Liedern. Noch einmal gibt es Geschenke, diesmal vom Haus. Letztes Jahr bekamen alle Bewohner eine Kuscheldecke, die nicht nur im Winter, sondern auch beim Grillen im Frühling für viel Freude sorgte. Angehörige kommen an Heiligabend zu Besuch und feiern mit. Serviert werden viele köstliche Kleinigkeiten, die bereits appetitlich auf den Tellern angerichtet sind – von Lachs bis Kartoffelsalat.
Ein wunderbares Fest also, aber natürlich auch viel Arbeit für die Mitarbeiter. Im Pflegeheim gibt es keine Weihnachtsfeiertage für das Personal, die Dienste und Schichten laufen normal weiter. Wie fühlt es sich an zu arbeiten, wenn die meisten Menschen daheim bei ihren Familien sind? Bei dieser Frage sind sich alle einig: Es fühlt sich gut an. „Ich finde es schön, an Weihnachten hier zu sein“, sagt Nina Hundert. „Wir kennen die Menschen hier gut, sie sind ein Teil unserer Familie. Und sie leben hier, sie können nicht sagen: Es ist Weihnachten, also gehe ich mal woanders hin. Deshalb geben wir alles, damit sie einen schönen Heiligen Abend haben.“ Ihre Kollegin Veronika Großmann ergänzt: „Eigentlich sind wir Glückspilze, weil wir hier arbeiten dürfen – denn Weihnachten in unserem Haus fühlt sich so echt an.“