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24. September 2019
// Reportagen & Berichte

„Hier wird gelacht und geweint“

Ein Vormittag auf der Palliativstation des Lukas-Krankenhauses in Bünde: Stationsleitung Christa Meier-Hunting und ihre Kollegin haben an diesem Vormittag einiges zu tun, denn sie haben Neuaufnahmen bekommen. Doch von Stress oder Anspannung ist in der gemütlichen Wohnküche der Station nichts zu spüren. Hier herrscht eine Atmosphäre, in der man sich sofort wohl fühlt. Im Zimmer gegenüber ist gerade eine Patientin eingezogen. Sie lächelt zu uns herüber. Die Station ist modern renoviert, ruhig und abgegrenzt vom normalen Klinikbetrieb. Alles ist wohnlich und familiär eingerichtet. Es stehen vier Einzelzimmer und zwei Zweibettzimmer zur Verfügung.

Schwester Christa, wie lange gibt es die Palliativstation im Lukas-Krankenhaus?

Wir feiern in diesem Jahr unser 20-jähriges Bestehen. Wir haben im Jahr 1999 mit sechs Betten angefangen, heute sind es acht Betten.

Wie lange bleiben die Menschen bei Ihnen?

Die Liegeverweildauer ist begrenzt. Das unterscheidet uns von einem Hospiz. Wir sind keine Langzeiteinrichtung. Gemeinsam mit dem Patienten, den Angehörigen und dem Sozialdienst besprechen wir die weitere Versorgung.

Kommen die meisten Patienten hierher, um zu sterben?

Nein, wir sind keine Sterbestation, wenngleich es natürlich häufiger vorkommt, dass Menschen hier sterben. Aber oft geht der Weg weiter in die häusliche Versorgung, in eine Pflegeeinrichtung oder in ein Hospiz. Das Durchschnittsalter der Menschen ist nicht sehr hoch, im Moment haben wir viele Patienten der Jahrgänge 1950 bis 1965. Bei vielen Patienten liegt eine onkologische oder neurologische Erkrankung vor.

Welche Behandlungen erhalten die Menschen auf der Palliativstation?

Auf der Palliativstation werden Patienten betreut, die an einer weit fortgeschrittenen und unheilbaren Erkrankung leiden. Unser Ziel ist es, eine bestmöglichste Lebensqualität für die verbleibende Zeit zu schaffen. Dazu gehört körperliches Wohlbefinden ohne Schmerzen, Übelkeit, Luftnot oder andere belastende Symptome. Wichtig ist aber auch eine psychische Stabilität und der positive Umgang mit der Angst.

Welchen Tagesablauf haben die Menschen auf Ihrer Station?

Wir versuchen den Tagesablauf so individuell wie möglich zu gestalten. Allerdings ist diese Station auch Teil einer Klinik, und wir sind abhängig von den organisatorischen Begebenheiten. Dazu gibt es Richtzeiten, wie die Übergabe vom Frühdienst zum Spätdienst.

Gibt es Musiktherapie?

Ja. Es wird gesungen oder musiziert. Je nach Wunsch des Patienten. Schauen Sie sich unseren Musikschrank auf dem Flur an, der ist sehr schön und aus Spendengeldern finanziert. Wir haben z. B. ein Monochord (ein Saiteninstrument) oder eine Gitarre. In dem Schrank stehen auch unsere Klangschalen.

Kommt es vor, dass Menschen ihre Zeit hier ganz ohne Angehörige verbringen?

Ja, das kommt immer öfter vor. Prinzipiell werden die familiären Lebensgeschichten der Menschen komplizierter. Manchmal bestand z. B. zu den eigenen Kindern lange kein Kontakt, aber am Lebensende möchte der Patient sie noch einmal sehen. Wir versuchen dabei zu unterstützen. Der Wille des Patienten steht für uns immer an erster Stelle.

Hier sieht es überall wohnlich und gepflegt aus. Wie sind Sie bei der Einrichtung der Zimmer vorgegangen?

Die Station wurde mit sehr guter Überlegung einer Innenarchitektin sowie der ehemaligen und der jetzigen Pflegedirektorin eingerichtet. Die Station ist auch gewachsen. Es wurden immer wieder neue Ideen umgesetzt. So wurde z. B. vor vier Jahren ein Stehpult mit dem Gästebuch angeschafft.

 

Nimmt diese gute Atmosphäre den Patienten die Angst?

Unser Wunsch ist es, durch die wohnliche Atmosphäre den Kranken und den Angehörigen ein Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit zu geben. Ich habe es in sieben Jahren noch nicht erlebt, dass Menschen uns verlassen haben oder gestorben sind und sich nicht wohl bei uns gefühlt haben. Wichtig für uns ist es auch immer, die Angehörigen zu unterstützen mit ihrer Trauer gut weiterzuleben. Dabei gibt es ganz verschiedene Konstellationen. Da ist die 40-jährige Mutter, die von ihren kleinen Kindern betrauert wird, und die 80-jährige Mutter, die um den Tod ihres 60-jährigen Kindes trauert.

Wie viele Mitarbeiter arbeiten auf der Palliativstation?

Wir sind 12 Pflegekräfte mit einem unterschiedlichen Stellenanteil. Wir arbeiten in einem multiprofessionellen Team mit einer Palliativmedizinerin, uns Pflegenden, einer Sozialarbeiterin einem Seelsorger, einer Physiotherapeutin und einer Psychoonkologin. Unterstützt wird unsere Arbeit durch ehrenamtliche Mitarbeitende der Hospizgruppe.

Sie nutzen das Krankenhausbett Puro von Stiegelmeyer, ein Modell mit sehr vielen Verstellmöglichkeiten, das die Arbeit am Bett erleichtert. Sind die meisten Ihrer Patienten stark pflegebedürftig?

Ja, der Pflegeanteil ist bei uns sehr hoch. Auch den Handschalter können viele Patienten nicht mehr bedienen. Liegepositionen wie die Oberkörperhochlagerung stellen wir für sie ein. Insgesamt sind unsere Patienten und wir Pflegekräfte mit den Puro-Betten sehr zufrieden.

Wie kommen die Mitarbeiterinnen mit den besonders hohen psychischen Anforderungen auf der Palliativstation zurecht?

Es ist ein schweres Thema, und sehr wichtig ist ein gutes Team. Wir reden viel miteinander und wir lachen auch sehr viel. Wir haben in regelmäßigen Abständen eine Supervision. Wobei die tägliche Konfrontation mit dem Tod auch als ein Geschenk gesehen werden kann. Es zeigt uns immer wieder; dass das Leben endlich ist. Mich selbst relativiert und erdet es.

Schwester Christa, vielen Dank für das Gespräch.

 

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