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21. Dezember 2020
// Reportagen & Berichte

Heiligabend auf Station

Wie Pflegeheime und Krankenhäuser das Weihnachtsfest in Corona-Zeiten planen

Der Dezember ist in den Medien normalerweise die Zeit für gut gelaunte Ratgeber: Was schenke ich zum Fest, was sollen wir kochen, welche Kleidung ist in Mode? Doch in diesem Jahr ist alles anders. Wer zurzeit Rat und Tipps sucht, fragt nach viel existenzielleren Themen, zum Beispiel: Kann ich zu Weihnachten überhaupt noch meine Mutter im Pflegeheim besuchen? Oder meinen Mann im Krankenhaus?

Die Antworten auf diese Fragen sind immer nur eine Momentaufnahme, denn in Corona-Zeiten können sich Regeln täglich ändern. Dennoch haben wir uns Mitte Dezember nach Bekanntgabe des erneuten Lockdowns umgehört – und tatsächlich gibt es zum Thema Weihnachten im Pflegeheim und Krankenhaus durchaus auch ermutigende Nachrichten.

Nina Hundert, die Leiterin der Sozialen Dienste im Pflegeheim Kaiserswerth der Diakonie Düsseldorf, klingt am Telefon sehr zuversichtlich. Das Haus ist bisher gut durch die Pandemie gekommen und kann daher die Möglichkeiten der Corona-Schutzverordnung zu Besuchen im Pflegeheim voll ausschöpfen.

 

Zwei Besuche pro Tag im Pflegeheim

„Wir bieten den Angehörigen an allen Tagen ein großes Besuchszeitfenster von 10 bis 18 Uhr an“, erklärt Frau Hundert. In dieser Zeit darf jeder Bewohner maximal zwei Besuche von jeweils zwei Personen erhalten, insgesamt also von vier Personen pro Tag. Wichtig ist natürlich, dass die Besucher keinerlei Symptome aufweisen. Sie werden am Eingang registriert, die Körpertemperatur wird gemessen, es gelten die üblichen Regeln für Masken und Abstand.

Prinzipiell ist der Besuch im Pflegeheim deutschlandweit ähnlich geregelt, aber natürlich muss jedes Haus seine Risiken individuell bewerten und kann die Regeln entsprechend anpassen. Eine Recherche auf den Internetseiten verschiedener Heime zeigt, dass manche Häuser z. B. die Besuchszeiten an den Feiertagen einschränken, um Zeit für Weihnachtsfeiern mit den Bewohnern zu gewinnen. So kann es durchaus sein, dass an Heiligabend nur von 10 bis 12 Uhr Besuche möglich sind.

Die Arbeitsbelastung in den Heimen ist gerade besonders hoch, daher sollte man nicht vor jedem Besuch anrufen, falls eine solche Anmeldung nicht gefordert wird. Aktuelle Besuchsregeln teilen viele Häuser auf ihrer Webseite mit. Auch Newsletter für Angehörige gehörten in Kaiserswerth zum Service, erklärt Nina Hundert. Daher sollten Familienmitglieder sich bei der Planung der Besuche untereinander absprechen und Termine und Informationen austauschen, damit nicht an Heiligabend plötzlich zehn Nichten und Neffen vor der Tür stehen.

Strenge Regeln im Krankenhaus

Weitaus restriktiver als im Pflegeheim sind die Besuchsregeln in den Krankenhäusern. Als wir Anfang Dezember mit Mario Ohl telefonierten, einem der Stationsleiter der Geriatrie im Evangelischen Krankenhaus Enger, gab dieser noch einen optimistischen Ausblick auf die Feiertage: Immerhin einen Besucher pro Tag sollten die betagten Patienten empfangen dürfen. Voraussetzung sei allerdings, dass der Inzidenzwert im Kreis Herford nicht über 150 liege – darauf haben sich die Krankenhäuser des Kreises Herford verständigt. Das war jedoch schon kurz darauf der Fall, und das Haus verkündete auf seiner Webseite ein Besuchsverbot. Welche deutsche Krankenhausseite man auch immer öffnet, die Wörter „Besucherstopp“ und „Besuchsverbot“ springen einem in großen roten Lettern förmlich ins Auge. Allerdings kündigen viele Häuser auch Ausnahmeregelungen an, z. B. bei schwerstkranken Patienten – hier sollten Angehörige sich mit der Stationsleitung absprechen. Ansonsten kann man frische Schlafanzüge und liebevoll verpackte Geschenke in geschlossenen Taschen am Eingang abgeben, damit die Patienten ein bisschen Weihnachtsfreude genießen können.

Im Pflegeheim der Diakonie in Kaiserswerth wird auf Weihnachtsfreude auch in Pandemie-Zeiten viel Wert gelegt. Zum Beispiel beim Gottesdienst: Zwar kann die eindrucksvolle Kirche des Hauses zurzeit nicht genutzt werden, da sich für den Zutritt alle Bewohner durch einen einzelnen Wohnbereich im ersten Stock bewegen müssten – unmöglich in Corona-Zeiten. „Aber wir werden am 23. Dezember einen Gottesdienst in unserem Innenhof feiern“, erzählt Frau Hundert. „Der Pfarrer gestaltet den Gottesdienst Open Air, und die Bewohner nehmen auf den Balkonen ihrer Wohnbereiche teil.“ Dieses Konzept habe sich bereits in den vergangenen Wochen sehr bewährt.

Gebrannte Mandeln für alle Sinne

Im Innenhof können sich die Bewohner zudem am Anblick einer Krippe und einer festlichen Feuerschale erfreuen. In den Wohnbereichen wurden in der Adventszeit gebrannte Mandeln zubereitet, um alle Sinne anzuregen. Ein Weihnachts-Special der Hauszeitung übermittelte herzliche Grüße der Vereine und Geschäfte von Kaiserswerth. Und natürlich wird Heiligabend auch gefeiert, zwar nicht wie sonst mit der gesamten Hausgemeinschaft, aber gemütlich in den Wohnbereichen.

Angehörige, die sonst immer herzlich willkommen waren, dürfen diesmal aus Sicherheitsgründen nicht mitfeiern. Was aber, wenn Mutter und Tochter so gern gemeinsam den festlich leuchtenden Tannenbaum betrachten möchten? Was, wenn es das letzte Weihnachten sein könnte?

Auch dann gibt es eine Lösung: Angehörige können die Bewohner in Kaiserswerth problemlos sechs Stunden lang mit nach Hause nehmen. Das Heim appelliert dabei an alle Beteiligten, die Abstands- und Schutzregeln einzuhalten. Auch ein längerer Aufenthalt ist möglich, dann allerdings muss der Bewohner nach seiner Rückkehr in Quarantäne.

So schwierig und traurig sich diese Adventszeit anfühlen mag, die Beispiele zeigen, dass es oft einen Weg gibt, Infektionsschutz und persönliche Begegnungen zu verbinden. Und wenn nicht, müssen Telefon, Videogespräche oder ein herzliches Winken von der Straße durchs Fenster dafür sorgen, dass die Verbindung bestehen bleibt. Die Macht der Liebe und der guten Gedanken hält Corona nicht auf.

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